Fragezeichen v2
Maler aus der Familie Verflassen

Die Maler der Familie, die mit Ausnahme von Ernst Verflassen der Jakobischen Linie angehören, sind in der Grafik „Haupt-Wohnorte der Maler aus der Familie VERFLASSEN“ mit farblichem Bezug zu ihren wesentlichen Wohn- bzw. Wirkorte aufgeführt. Ausführliche Abhandlungen über die sieben Maler aus der Familie Verflassen finden Sie in verschiedenen Artikel in dem Buch „Die Künstlerfamilie Verflassen zwischen Barock und Biedermeier“.

Auf der nebenstehenden Grafik sind Porträts von sechs von sieben Maler aus der Familie Verflassen in folgender Reihenfolge (sortiert nach Sterbedatum) zu sehen:

erste Reihe: Jakob (+ 1737), Johann (+1784), Jakob (+1825), Heinrich (+ 1853)

zweite Reihe: Jakob (+1868), Heinrich (+ 1883)

Ein Porträt von Ernst Verflassen ist derzeitig nicht bekannt.

 

 

 

maler2Johann Jakob Verflassen (um 1684/86–1737)

Mit Johann Jakob Verflassen beginnt die Jakobische Linie der Familie – sozusagen deren künstlerischer Zweig, der einige Maler hervorbrachte. Jakob Verflassen wurde um 1684/86 in Brabant geboren und ließ sich mit seinem Bruder Adrian in Langenschwalbach nieder. Er heiratete dort 1713 Agnes Katharina Hilgers. Jakob Verflassen wird ausschließlich als Maler genannt, hatte sich also im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern Adrian und Johann für ein Leben als Künstler entschieden. Die Familie Verflassen waren sehr gläubige Katholiken und so wird Jakob als Mitglied des Dritten Franziskanischen Ordens genannt. Für das Ehepaar sind drei Kinder nachweisbar: Johann Nikolaus (1716–1716), Anton Leonhard (1718–1737), der ebenfalls als Maler und Mitglied des Dritten Franziskanerordens genannt wird, sowie Johann Heinrich.

Johann Heinrich Verflassen (1714–1784)

Mit Johann Verflassen trat der einzig seinen Vater überlebende Sohn das künstlerische Erbe an und wurde ebenfalls Mitglied des Dritten Ordens. Er heiratete 1754 in Langenschwalbach Wilhelmine Sophia Johanna Reinhardt, die 1726 ebendort als Tochter des Bäckers Johann Caspar Reinhardt lutherischen Glaubens getauft worden war. Beide hatten eine stattliche Reihe von Kindern.

Johann Jakob Christian Verflassen (1755–1825)

Auch Jakob Verflassen kam in Langenschwalbach zur Welt, verließ jedoch nach der Schule und erster Ausbildung bei seinem Vater seinen Heimatort, um in Mainz die damalige Akademie zu besuchen. Von dort aus ging er nach Koblenz, wo er bei Januarius Zick ausgebildet wurde. Er lernte in Koblenz Maria Anna Thekla Fachbach (1768–1852) kennen, die er 1796 heiratete. Seit 1802 stand Jakob Verflassen als Hofmaler in Diensten des Fürsten Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg (reg. 1788–1816). Jakob Verflassen war von 1817 an auch als Lehrer für Zeichenkunst am Weilburger Gymnasium Philippinum tätig. Am 18. Februar 1825 teilte der Schlossverwalter Riehl senior zu Weilburg den Tod des Hofmalers Verflassen mit. Seine Witwe Maria Anna Thekla lebte noch einige Jahre in der Stadt, bevor sie mit ihrem Sohn Heinrich nach Ehrenbreitstein zog, wo sie 1852 verstarb.

Johann Jakob Ignaz Verflassen (1797–1868)

Jakob Verflassen wurde 1797 in Koblenz als Sohn von Johann Jakob Christian Verflassen und Anna Maria Thekla Fachbach geboren. Taufpate war sein Großvater Johann Jakob Ignaz Fachbach aus Koblenz. Noch vor der Übersiedlung seiner Familie nach Weilburg wurde er 1802 durch den Weihbischof von Pidoll in der Kirche in Thal Ehrenbreitstein gefirmt. Von 1806 bis 1812 besuchte Jakob das Gymnasium Philippinum in Weilburg. In dieser Zeit begann bereits die künstlerische Ausbildung des Jungen bei seinem Vater, bei dem er nach seiner Schulzeit dann bis 1816 in die Lehre ging. Mit Unterstützung des Nassauer Fürsten konnte er, der bereits in jungen Jahren das künstlerische Talent seiner Vorfahren und Brüder in den Schatten gestellt hatte, ab 1817 die Wiener Akademie besuchen. Nach dem Studium in Wien zog es Verflassen im Winter 1822/23 weiter nach Rom. Im Jahre 1825, in dem sein Vater starb, weilte er allerdings wieder im Raum Koblenz-Weilburg. Ein Auftrag der Industriellenfamilie D’Ester aus Vallendar brachte ihn in die kleine Stadt rechts des Rheins. Dort begann er sein berühmtestes Bild, ein Kleinod des Biedermeiers, das das Verlobungsfest von Michael D’Ester und Adele Haus im Familienkreis darstellt. Als Verflassen 1826 das Verlobungsgemälde fertig gestellt hatte, war er so gut in Vallendar und in die Familie D’Ester integriert, dass er dort blieb.

Auch Jakob war, wie seine ganze Familie, ein gläubiger und frommer Mensch und, wie bereits sein Großvater und Urgroßvater, Mitglied des Dritten Franziskanischen Ordens. Man kann ihn als hochgewachsenen, schlanken Mann charakterisieren, der äußerst gebildet und mehrsprachig auftrat und viel gereist war. Durch die Tätigkeit seines Vaters am Trierer Hof war er auch in Fragen der Etikette und des Auftretens bewandert. Jakob blieb zeitlebens ledig. Er starb hochgeachtet 1868 in Vallendar und wurde im Familiengrab der Familie D’Ester beigesetzt.

Johann Heinrich Verflassen (1799–1883)

Heinrich Verflassen wurde 1799 als Sohn von Johann Jakob Christian und Maria Anna Thekla Verflassen in Koblenz geboren. Da die Eltern wenige Jahre nach seiner Geburt nach Weilburg zogen, wuchs er auch dort auf. Heinrich  besuchte nachweislich von 1817 bis 1819, wie auch seine Brüder, das Gymnasium Philippinum in Weilburg, an dem er dann später, von 1826 bis zu seiner Pensionierung 1845 als Zeichenlehrer (Nebenlehrer) tätig sein sollte. Er war unter anderem als Lithograph in Weilburg tätig. Im Jahre 1841 heiratete Heinrich Verflassen die in Ehrenbreitstein geborene, zu diesem Zeitpunkt aber in Trier lebende Margaretha (1811–1865), Tochter von Landgerichtsrat Johann Georg Müller und seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Fachbach, aus Ehrenbreitstein. Das Paar Verflassen hatte zwei Kinder: noch in Weilburg kam 1844 der Sohn Georg Heinrich Jakob Theodor zur Welt sowie die, nach Umzug der Familie nach Ehrenbreitstein, dort geborene Tochter Anna Maria Sibilla Theresia Brigitta. Nach dem Ableben seiner Frau zog Heinrich zu seinem Sohn Dr. med. Georg Verflassen, wo er 1883 verstarb.

Johann Heinrich Verflassen (1763–1853)

Heinrich Verflassen wurde 1763 als Sohn von Johann Heinrich Verflassen und Wilhelmine Sophia Johanna Reinhard in Langenschwalbach geboren. Er wurde, wie sein Vater und sein Bruder Johann Jakob Christian, ebenfalls Maler an seinem Geburtsort. Um 1784 zog es ihn nach Koblenz, wo er im Pfarrbezirk St. Kastor wohnte. Im neuen Koblenzer Schloss fand Heinrich Verflassen eine Stelle als Diener. Er lernte seine spätere Ehefrau Gertrud (1768–1850) kennen, die Tochter des dortigen Gastwirtes Franz Zacharias und dessen Ehefrau Veronika geborene Steinenbach, und heiratete sie im Jahre 1791. Das Ehepaar hatte in der Folge 14 Kinder, von denen allerdings nur zwei Mädchen, Sibilla und Margarethe, das Erwachsenenalter erreichten. Im Jahre 1853 verstarb Heinrich Verflassen in Koblenz, und mit ihm vermutlich der letzte kurtrierische Hofkünstler.

Ernst Verflassen (1808–1845)

Der für die Kunstgeschichte einzig bedeutende Vertreter der Johannischen Linie ist Ernst Verflassen (1808–1845), Sohn von Franz Georg Verflassen und Walburga Beiderlinden. Er wurde am 8. März 1808 in Nastätten geboren, heiratete 1836 in München die sieben Jahre ältere, aus einer wohlhabenden Regensburger Familie stammende Maria Anna Caroline Aichinger (1801–1876), mit der er zwei Kinder, die bereits in jungen Jahren starben, hatte. Ernst Verflassen starb während einer Reise von München in den Rheingau, die er bereits erkrankt angetreten hatte, am 18. August 1845 in Nürnberg. Nach seiner Schulausbildung ging Ernst nach München und schrieb sich an der Universität m Wintersemester 1826/27 als „Stud. Med.“ ein. Nach kurzer Zeit in der Medizin gab Ernst jedoch seiner Passion nach und schrieb sich am 14. November 1828 für Landschaftsmalerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste ein. Durch seinen frühen Tod und der Tatsache, dass die Malerei Zeit seines Lebens nicht dem Broterwerb galt, sind nur wenige seiner Werke bekannt.